Samstag, 14. Mai 2011

Vietnam

Asien ist nicht gleich Asien. Bei den beiden Reisezielen Bali und Vietnam könnten die Gegensätze kaum grösser sein.

Vietnam pendelt zwischen Kommunismus und Turbokapitalismus, Armut und Reichtum sind extrem und stehen im krassen Gegensatz direkt neben den fröhlich-steinzeitlich wirkenden Propagandaplakaten der kommunistischen Partei. Darauf sind nicht selten lustige Bauern und Handwerker im Comicstiel abgebildet, die die rote Fahne schwenken und einen Wahlzettel in der Hand halten. Ja - es gibt Wahlen in Vietnam, hier steht eine Partei auf dem Stimmzettel und diese erhält meist knapp über 100% der Stimmen wie uns ein Guide erklärte.


Daneben lässt sich aber auch die wirtschaftliche Entwicklung deutlich erkennen. Vor 15 Jahren wurde die Planwirtschaft aufgehoben und der Marktwirtschaft Platz gemacht. Es wirkt grade zu als ob jeder Vietnamese einen Roller oder Moped hat und damit 24 Stunden am Tag durch die Gegend fährt. Der Straßenverkehr in der 10 Millionen Metropole Saigon ist das krasseste was ich bisher gesehen habe. Jeder fährt  wie er möchte. Verkehrsregeln existieren nicht und die Hupen scheinen Werksseitig auf Dauerbetrieb geschaltet zu sein. Erstaunlich ist, dass es pro Tag „nur“ 40 Tote im Straßenverkehr gibt, da auch keine Helmpflicht besteht und wenn die Leute einen der üblichen Plastikhelme tragen, ist dieser eher als Modeaccessoire anzusehen.


Also wirtschaftlich geht es in Vietnam richtig rund und es sieht so aus, als ob in den großen Städten recht viele davon profitieren. Einige mehr andere weniger. So haben wir selten so viele nagelneue Mercedes S-Kassen, Lexus usw. wie in CBD-Saigon gesehen.
Uns hat natürlich nicht nur die aktuelle Situation in Vietnam interessiert, sondern auch dessen Geschichte. Von Saigon ist es ein Tagesausflug nach Cu Chi, einem der wenigen heute zugänglichen Tunnelsysteme der Vietcong. Dies ist für Besucher nett aufgearbeitet und man kann sich in der Region um die Tunnels der geballten Propagandapower aussetzen. Es scheint fast so als hätten die Vietcong die Amerikaner ausschließlich mit Bambusfallen und deren eigenen Blindgängern bekämpft… Nun ja, die Tunnelsysteme waren allerdings extrem krass und ich habe das erste Mal wirklich Klaustrophobie gehabt. Kaum vorstellbar, dass es Menschen Tage lang in diesen Minitunneln ausgehalten haben, während von oben Bomben auf sie niedergingen. Die Tunnel in dieser Region waren früher etwa 220km lang, wir konnten aber nur ca. 100 Meter durch robben.


Oben ist ein „Spider-Trap“ Eingang zu dem Tunnelsystem.


Ein anderer Einstieg zu den Tunneln, die 6 bis 12 Meter tief unter der Erde verlaufen.

Bambusfallen der Vietcong - ziemlich fiese Dinger.

Ach ja, auf der „National Defence Sport Shooting Range“  stand auch noch AK47 schießen auf dem Tagesprogramm bei Cu Chi.

Nach diesem interessanten Ausflug und noch einigen weiteren Museen ging es dann mit dem Flieger in den Norden nach Hanoi. Die 4,5 millionen Einwohner von Hanoi sind noch ein bisschen stärker kommunistisch geprägt als die Mitbürger in Saigon. Alles wirkt etwas altmodischer und enger, es gibt kaum Wolkenkratzer und die Einkaufsstraßen sind weit von westlichen Standards entfernt. Allerdings hat auch das seinen Charme.


Eine typische Mittagsküche in Hanoi – nichts für sensible westliche Mägen.

So chillen die Hanoier abends vor ihren Stammkneipen.

Eine Abendveranstaltung auf dem Nachtmarkt.

Auf dem Nachtmarkt kamen wir uns vor wie Aliens, viele Leute schienen noch nie so große Menschen gesehen zu haben. Nebenbei erwähnt waren wir sowieso ein gerne aufgenommenes Fotomotiv für die Einheimischen - Europäer kommen anscheinend noch nicht so oft in den Norden.

Als nächstes stand eine drei tägige Kreuzfahrt in der Ha Long Bucht auf unserem Programm. Diese Bucht ist riesig und einmalig schön. Zunächst haben wir eine Tropfsteinhöhle besucht und nach dem Kanufahren und Karaoke singen eine Nacht auf dem Schiff verbracht.


Das war unser Schiff.

Eine Händlerin, die uns vom Wasser aus Bier verkauft hat als wir auf unserem Balkon vor der Kabine saßen.



Am nächsten Tag ging es am Vormittag auf eine kleine Insel auf der wir mit unserem Guide eine Fahrradtour durch einen Nationalpark gemacht haben.


Die zweite Nacht haben wir in einem Ressort auf der abgelegenen Insel „Monkey Island“ verbracht.

Das ist unsere Hütte gewesen.

Und hier der Ausblick, einfach herrlich! Abends gab es dann ein großes Lagerfeuer und Grillen am Strand.

Das ist eines der schwimmenden Dörfer die es in vielen der kleinen Buchten gibt. Die Menschen leben hier meist vom Fischfang oder der Muschelzucht.


Nach diesem schönen Ausflug ging es dann mit dem Nachtbus auf die Fahrt von Hanoi nach Saigon. Diese Strecke haben wir in 1,5 Wochen zurückgelegt und in Zentralvietnam Zwischenstopps in Nimh Binh, Hué, Hoi An und Nah Trang gemacht.

Nimh Binh haben wir hauptsächlich wegen eines nahegelegenen Nationalparks angefahren. Die Stadt ist wirklich nicht besonders schön. Der Cuc Phong Nationalpark ist besonders Artenreich, hat eine Affen und Schildkröten Aufzuchtstation und zu unserer Reisezeit eine der höchsten Schmetterlingsdichten weltweit. Die Regenwälder sind naturbelassen und man kann schöne Bergwandertouren machen. Wir haben all das auch mal getestet.




Bei der Weiterfahrt hatten wir auf der 12 Stundenfahrt nach Hué zwei Pannen mit unserem Bus, zunächst überhitzte der Motor und 4 Stunden später platzte dann ein Reifen. Naja wir haben es überlebt.

Hué war über Jahrhunderte der Köngssitz und ist gespickt mit Tempeln, Pagoden und Grabstätten der Könige, hinzu kommt die purpurnere Stadt, in der die Könige mit ihren Frauen und den bis zu 500 Konkubinen gelebt haben. 


Die Tempel sehen meist so aus wie eines dieser Bilder, je nachdem ob sie von American Express, FedEx oder sonst einem Konzern einen gesponserten Wiederaufbau erhalten haben oder halt nicht.

Abends gab es dann auf einem Volksfest interessante Sachen zu essen, an diesem Stand schien es etwas besonders gutes zu geben. Auch wenn der Geruch das nicht immer glauben lassen wollte.
Ach ja, Cyclo fahren gehört natürlich in Vietnam auch dazu. Hier wurden wir von dem freundlichen Fahrer zur DMZ-Bar (Demilitarized Zone) gefahren.

Danach ging es noch nach Na Trang, das als Urlaubsort der Vietnamesen bekannt ist und uns ein bisschen an die Costa Brava erinnert hat. Von dort aus ging es dann wieder nach Saigon und weiter nach Kamboscha.